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Sozialunternehmen im Aufschwung

20.03.2019 - 

Social Entrepreneure gelten als eine neue innovative Generation moderner Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie sind visionär, kreativ, sozial engagiert und innovativ zugleich.

So kommt die aktuelle Studie von Ashoka, einem globalen Netzwerk von Social Entrepreneurs, und das Beratungsunternehmen McKinsey zu dem Ergebnis, dass die sozialen Innovationen der etwa 1.700 Sozialunternehmer in Deutschland einen Milliardenmarkt darstellen. „Das Potenzial dieser Sozialunternehmer ist gewaltig“, so McKinsey-Partner Matthias Daub. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden, um erfolgreiche soziale Innovationen besser in bestehende System zu integrieren, mahnt Odin Mühlenbein, Partner bei Ashoka.

Soziallunternehmen im Aufschwung

Die Studie führt drei wesentliche Erfolgsfaktoren auf, um Sozialunternehmen zu unterstützen:

  • Förderer sollten Mittelvergabe und Rahmenbedingungen flexibler gestalten. Statt kurzfristig Projekte oder Projektabschnitte zu finanzieren, könnten Stiftungen, Banken, öffentliche Institutionen und andere Geldgeber ihre Förderung an inhaltliche bzw. systemische Erfolge binden. Insbesondere politische Entscheider auf Bundes- und Landesebene könnten rechtliche Rahmenbedingungen bewusster gestalten und aktiv den Austausch mit sozialen Innovatoren suchen.
  • Partner in den Systemen sollten die Zusammenarbeit verbessern. Öffentliche und soziale Akteure (Ministerien, Wohlfahrts- und Wirtschaftsverbände, Jugendämter, Schulen, usw.) könnten gezielter zusammenarbeiten, um besser vielversprechende Ideen schnell und großflächig umzusetzen.
  • Sozialunternehmen sollten ihre systemischen Ziele, deren Nutzen für die Gesellschaft und den Beitrag ihrer Idee konkreter benennen. Sozialunternehmen können so gegenüber Entscheidern in Politik, Verwaltung und Wohlfahrt klarer und selbstbewusster auftreten – so, wie Social Entrepreneurs in den USA das heute schon tun.

Die gesamte Studie finden Sie hier zum Download.

Dass Social Entrepreneurship ein großer Trend ist, bestätigt auch der Bundesverband Deutsche Start-ups e.V. Immer mehr Gründerinnen und Gründer betonen ihre soziale, ökologische und unternehmerische Ausrichtung. Laut der eigenen Studie ordnen sich über 32 % der befragten Start-ups der Green Economy und/oder dem Bereich Social Entrepreneurship zu.) 

Soziale Innovationen in Deutschland

Der Begriff Social Entrepreneurship ist zwar neu, das Phänomen jedoch nicht. Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch das Land sozialer Innovationen: Ob der Bau von Sozialsiedlungen, wie die Fuggerei in Augsburg, die Gründung von Krankenversicherungen, Gewerkschaften oder Genossenschaftsbanken – schon immer haben sich Menschen und Unternehmen eingesetzt, die Lebensbedingungen für Menschen zu verbessern.

Diese Tradition erlebt derzeit mit der wachsenden Anzahl an Sozialunternehmen einen neuen Aufschwung. Die globale Mobilität, die Digitalisierung der Arbeitswelt, immer knapper werdende natürliche Ressourcen und die Veränderung unserer Umwelt führt in der Gesellschaft zu großen Umbrüchen, die neue Lösungen erfordern.

Die Geschäftsidee zahlreicher Sozialunternehmen basiert häufig auf einer gründlichen Untersuchung der Ursachen von Problemen und Missständen, um dann pragmatisch und kreativ, verantwortungsbewusst und unternehmerisch Lösungen zu entwickeln.

Social Entrepreneurship

Im Deutschen wird der Begriff Entrepreneurship meist mit Unternehmertum übersetzt. Stimmiger ist allerdings der Begriff Unternehmergeist, der eine innere geistige Haltung impliziert, den Mut zur Übernahme von Verantwortung – eine Verantwortung nicht nur den Mitarbeitern gegenüber, sondern der Gesellschaft, in der wir leben.

Daher ist die Grundmotivation von Sozialunternehmen nicht die Erwirtschaftung von Profit zum Selbstzweck, sondern um gesellschaftliche Probleme durch unternehmerische Ideen, Produkte, Dienstleistungen sowie Modelle zu lösen.

Im Oktober 2011 rief die Kommission der Europäischen Union die Initiative für soziales Unternehmertum ins Leben, um diese Aktivitäten zu unterstützen. Grundlage für Social Entrepreneurship bzw. nachhaltiges Unternehmertum sind fünf Kernbotschaften, die aus der Agenda 2030 hergeleitet wurden:

  1. Die Würde des Menschen im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass sie nicht mehr hungern sollen und sich in einer gesunden Umwelt entfalten können.
  2. Schutz unseres Planeten: Er soll vor äußeren Schäden geschützt und dessen natürliche Ressourcen nachhaltig bewirtschaftet werden. Dies ist nur bei einer nachhaltigen Produktion sowie nachhaltigen Konsum möglich. Unsere Erde soll mitsamt des Klimas so bewirtschaftet und geschützt werden, dass auch künftige Generationen ein lebenswertes Leben führen können.
  3. Wohlstand durch technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt, der sich in Einklang mit der Natur vollzieht, sollen alle Menschen genießen können.
  4. Fördern von Frieden: Die Weltgemeinschaft setzt sich für eine friedliche und gerechte Welt ein.
  5. Aufbau globaler Partnerschaften, um die Ziele der Agenda zu verwirklichen.

Soziale Unternehmerinnen und Unternehmer setzen sich aktiv für die Verwirklichung dieser Ziele ein

Aus den von den Vereinten Nationen verabschiedeten Zielen für nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals), lassen sich konkret 17 Entwicklungsziele ableiten.

Weitere Netzwerke und Partner, die Social Entrepreneurship unterstützen:
https://www.send-ev.de/
https://www.social-startups.de/
https://www.entrepreneurship.de/

Links und Informationen zum Thema

  • Agenda 2030: „Der Zukunftsvertrag für die Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ der BMZ zum Download (PDF).
  • „Gründer Zeiten“ 1/2019 des BMWi zum Thema Soziales Unternehmertum finden Sie hier zum Download.
  • Studie der gemeinnützigen Organisation Ashoka Deutschland und der Unternehmensberatung McKinsey & Company mit dem Titel „Wenn aus klein systemisch wird – Das Milliardenpotenzial sozialer Innovationen"
  • Ein spannendes Gespräch zur Debatte rund um Artikel 13 haben der Rechtanwalt Rechtsanwalt Christian Solmecke mit YouTuber und Informatiker Rezos in diesem Video geführt.
  • Alle Argumente und Links aus dem Video findet ihr auch in diesem 46-seitigen Gutachten