Wer gründet oder ein junges Unternehmen weiterentwickeln möchte, braucht Kapital - oft mehr, als das Eigenvermögen hergibt. Doch gerade in der Frühphase ist der Zugang zu Fremdkapital erschwert. Banken verlangen Sicherheiten, Bonitätsnachweise und belastbare Planungszahlen. Was tun, wenn das Geschäft noch jung ist und klassische Sicherheiten fehlen?
Was Banken erwarten und warum das nicht alle erfüllen können
Banken vergeben Kredite nur, wenn sie das Risiko eines Zahlungsausfalls gut einschätzen und absichern können. Neben einem plausiblen Businessplan fordern sie sogenannte bankübliche Sicherheiten wie Immobilien, Maschinen oder Kapitallebensversicherungen.
Diese Sicherheiten werden mit einem vorsichtigen Beleihungswert bewertet, der meist unter dem tatsächlichen Marktwert liegt. Das bedeutet: Wer keine oder nur wenige Sicherheiten hat, kann schnell durchs Raster fallen oder muss mit schlechteren Konditionen wie höheren Zinsen rechnen.
Bürgschaften als Lösung mit Einschränkungen
Eine bewährte Möglichkeit ist die Bürgschaft durch Dritte. Dabei tritt z. B. eine Bürgschaftsbank ein und sichert bis zu 80 Prozent des Kreditvolumens ab. Für den verbleibenden Anteil muss jedoch die Hausbank haften – was in der Praxis oft die größte Hürde darstellt.
Hinzu kommt: Der Antragsprozess ist zeitintensiv und mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand verbunden. Für viele Gründerinnen und Gründer gerade in der Startphase eine Herausforderung.
Alternativen: Wenn Potenzial statt Sicherheiten zählt
Einige neue Finanzierungslösungen setzen deshalb auf eine andere Herangehensweise: Sie bewerten nicht nur Vermögenswerte, sondern auch Geschäftsmodell, Marktpotenzial, persönliche Eignung und die geplante Kapitalstruktur. Grundlage dafür ist dann ein umfassendes, systemgestütztes Ratingverfahren. Das Ziel: Finanzierung nicht allein nach vorhandenen Sicherheiten, sondern nach der erwartbaren Tragfähigkeit zu ermöglichen.
Solche Ansätze eröffnen auch Unternehmen mit wenig Eigenkapital oder fehlender Absicherung eine echte Chance, vorausgesetzt, das Vorhaben ist plausibel, strukturiert und gut geplant.
Beispiel aus der Praxis
Ein junges Team möchte eine Plattform für nachhaltige Dienstleistungen starten. Eigenmittel sind vorhanden, aber keine klassischen Sicherheiten. Die Hausbank lehnt ab.
Nach einer externen Analyse mit fundierter Finanzplanung, Markt- und Risikoabschätzung wird eine alternative Bürgschaft bereitgestellt. Das Ergebnis: Der Kredit wird genehmigt ohne private Sicherheiten, aber mit tragfähiger Perspektive.
Fazit: Finanzierung braucht neue Wege
Die klassische Kreditvergabe funktioniert für viele junge Unternehmen nicht und zwar nicht aus Mangel an Engagement, sondern an formalen Voraussetzungen.
Bürgschaften, die auf fundierten Geschäftsmodellen statt Immobilien basieren, könnten ein wichtiger Schritt sein, um mehr Menschen die Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Gerade im jungen Mittelstand ist es entscheidend, dass gute Ideen nicht an fehlender Absicherung scheitern. Gründerinnen und Gründer brauchen mehr Möglichkeiten und vor allem: Vertrauen in ihre Zukunftsfähigkeit.
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Weitere Informationen:
Existenzgründungsportal des BMWK – Thema Finanzierung & Bürgschaften
KMU-Beraterverband – Wissen zu Finanzierung und Rating