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Gründerinnen, wo seid ihr?

09.03.2019 - 

Obwohl die berufliche Selbstständigkeit von Frauen in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind Frauen in Vorständen und als Gründerinnen noch immer unterrepräsentiert. Bedenken wir, dass Frauen in der Bundesrepublik Deutschland erst seit 1977 eine Berufstätigkeit ausüben dürfen, ohne auf die Einwilligung des Ehemannes angewiesen zu sein, ist es kein Wunder, dass die Gründerinnen- und Unternehmerinnen-Szene noch in den sogenannten Kinderschuhen steckt.

Trotz aller Unkenrufe gewinnt die berufliche Selbstständigkeit von Frauen in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Laut Mikrozensus waren im Jahr 2017 34 Prozent aller Selbstständigen in Deutschland Frauen. Auch der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 2018 verzeichnete mit 37 Prozent eine hohe Anzahl von Unternehmensgründungen durch Frauen.

Gründungsoffensive Go

Das Existenzgründungsportal der BMWi Go betont in zehn Punkten wichtige Handlungsfelder und Maßnahmen für Gründerinnen und Gründer. Ein eigener Punkt wird hier den Gründerinnen gewidmet, der besagt: „Obwohl Frauen ein ähnlich hohes Gründungsinteresse haben wie Männer, sind Gründungen von Frauen deutlich seltener. Nur jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau aufgebaut.“
Auch die kürzlich veröffentlichte Studie der METRO „International Own Business Study“ zeigt, dass es bei Frauen kein mangelndes Interesse gibt zu gründen.

Frauen und Selbstständigkeit

Diese zum internationalen Tag der Frau, am 8. März 2019, veröffentlichte Studie beschäftigt sich detaillierter mit der Wahrnehmung der Frauen, die entweder bereits ein eigenes Unternehmen gegründet haben oder von einer Gründung träumen. Dazu wurden von August bis September 2017 10.000 Menschen, darunter 1.500 Selbstständige in zehn Ländern (China, Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Portugal, Rumänien, Russland, Tschechische Republik, Türkei) befragt.

Nachfolgend sind einige der zentralen Ergebnisse der Studie aufgeführt

  • 40 Prozent aller befragten Frauen möchten selbstständig werden.
  • Nur drei Prozent der Frauen glauben, dass sie tatsächlich ihr eigenes Unternehmen gründen werden.

Hier zeigt sich deutlich das Potenzial der Gründerinnen. Eine der größten Herausforderungen in der Umsetzung der Selbstständigkeit liegt laut Angaben der Befragten an dem Prozess, die nötige Finanzierung zu erhalten.

Die Mutmaßung, dass Familie und Selbstständigkeit nicht miteinander vereinbar sind, scheint trotz notwendiger Verbesserungen sich nicht zu bewahrheiten: 65 Prozent der Unternehmerinnen zeigen, dass sie Familie und Unternehmen tagtäglich meistern.

  • Vielfalt der Gründerinnen: Die Studie ergab, dass die Unternehmensformen ebenso vielfältig sind wie die Unternehmerinnen. Sie zeigt auf, dass es kein „richtiges“ Alter gibt, um sich selbstständig zu machen. Laut Studie sind 49 Prozent unter 45 Jahre, während 51 Prozent der Unternehmerinnen über 45 Jahre alt sind.
  • Digitale Lösungen für unternehmerischen Erfolg: Um den Geschäftsalltag eines selbstständigen Unternehmens zu bewältigen, sind für
  • 79 Prozent der Unternehmerinnen digitale Lösungen notwendig. Während 82 Prozent der Befragten Unternehmerinnen der Ansicht sind, dass digitale Lösungen wichtig für die Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen sind haben nur 38 Prozent der befragten Unternehmerinnen eine Webseite. 47 Prozent nutzen die sozialen Medien für ihr Geschäft.
  • Gründerinnen sagen JA zur Gründung: Für viele Unternehmerinnen war die Gründung die richtige Entscheidung: Das bezeigen 88 Prozent der Befragten, die ihr Unternehmen jederzeit nochmals gründen würden.

Was sagen Deutsche Gründerinnen?

Die Studie wurde je Land ausgewertet. Im internationalen Vergleich weisen die Ergebnisse erstaunliche Differenzen auf. So sind Die deutschen Unternehmerinnen beispielweise zu 80 Prozent über 45 Jahre alt. Im Vergleich der befragten zehn Länder sind sin nur 51 Prozent der Gründerinnen über 45.

Die Befragung für Deutschland ergab:

  • In Deutschland würden nur knapp die Hälfte, also 20 Prozent der befragten Frauen, gerne ein eigenes Unternehmen gründen.
  • Nur 2 Prozent der Frauen glauben an die Realisierung ihrer Selbstständigkeit.
  • Das Durchschnittsalter der deutschen Gründerinnen liegt mit 80 Prozent der Unternehmerinnen, die älter als 45 Jahre sind, überdurchschnittlich hoch.
  • Fast die Hälfte aller deutschen Unternehmerinnen (44 Prozent) hat Kinder. Im Vergleich zu anderen Ländern ist dies die niedrigste Zahl.
  • Die Finanzierung ist bei 32 Prozent der deutschen Unternehmerinnen der schwierigste Teil der Unternehmensgründung war.
  • Motivation: 45 Prozent der Unternehmerinnen wollen mit ihrem Unternehmen mit Arbeit, die sie glücklich macht, ihren Lebensunterhalt verdienen.
  • In Deutschland sind nur 58 Prozent der Befragten der Ansicht, dass digitale Lösungen für ihr Alltagsgeschäft unabdingbar sind. Dies ist im Vergleich zu weltweit 79 Prozent die niedrigste Zahl.
  • 91 Prozent der Unternehmerinnen in Deutschland würden ihr Unternehmen noch einmal gründen.

Finanzierung als Hauptproblem

Häufig sind Investoren und Geldgeber männlich und trauen Frauen eine Unternehmensgründung nicht zu. Nicht nur die Studie der METRO, sondern auch eine Untersuchung der Technischen Universität Luleå zeigt, dass Gründerinnen im Schnitt deutlich weniger Wagniskapital zugesprochen wird als Gründer. Sie stellte fest, dass aus Sicht des Investors der „ideale Unternehmer ein Mann und keine Frau ist“. Ähnliche Signale gibt es aus Deutschland. In einer Vodafone-Umfrage zum Thema „Female Empowerment“ gaben fast 80 Prozent der Befragten an, dass ein anderer „Mindset“ auf Seiten der Kapitalgeber, wie Banken und Venture Capitalists, dazu beitragen könnte, dass Frauen bei der Vergabe von Mitteln gerechter behandelt werden.

Ähnliches erlebte auch Sina Trinkwalder, Gründerin des Augsburger Unternehmens Manomama, bei der Finanzierung ihres Sozialunternehmens. In einem Interview mit der Welt betont sie, dass ihre Motivation Sozialen Unternehmertums von Banken nicht honoriert wurde. Sie bekam keinen Kredit und nutzte ihre persönliche Altersvorsorge und die ihres Mannes zur Gründung. (https://www.welt.de/wirtschaft/article13804136/Eine-Unternehmerin-bricht-mit-allen-Regeln.html).  
Dies muss und sollte nicht sein!

Besser Netzwerken

Als zweite Ursache für fehlenden Erfolg von Unternehmerinnen werden fehlende Netzwerke genannt. Oft werden im Businessbereich Aufträge mittels persönlicher Empfehlung vermittelt.
Wer als Gründerin und Unternehmerin erfolgreich sein will, braucht Netzwerke, die einen regelmäßigen Austausch ermöglichen.

Bei der Vodafone-Studie gaben 95 Prozent der Gründerinnen an, dass der Zugang zu Netzwerken Gründerinnen helfen würde, Ideen zu teilen und neue Anregungen und Unterstützung für die Unternehmensgründung zu erhalten.

BMWi-Existenzgründerinnenportal bietet eine Netzwerk-Übersicht an. Eine weitere Übersicht zu Female Networking finden Sie auf der Webseite von Vodafone sowie auf Extistenzgruenderinnen.de.

Studien: